124 5861. Wilhelm I., der Groe, 18611888.
setzte sich an die Spitze. Mitten in das heftigste Granatfeuer hinein sprengte der kriegssreudige Srst. Ris ihn der Minister Graf Bismarck mit den Worten anhielt: His Ministerprsident habe ich die Pflicht, Ew. Majestt zu bitten, nicht die augenscheinliche Gefahr aufzusuchen," entgegnete er freundlich: Ich kann doch nicht davonreiten, wenn ineine brave Rrmee im Feuer steht." Dem König gert's!" sagten abends siegesfroh die Soldaten mit hindeutung auf den Hamen des Schlachtortes.
4. Die Preußen vor Wien und der Friede. Durch den Sieg bei Kniggrtz mar der Heldzug entschieden. Fast ohne Widerstand verfolgten die Preußen das zerrttete sterreichische Heer bis vor Wien. wo ^ es noch zu Gefechten kam, wurden die sterreicher geschlagen. Der Einzug des Siegers in die stolze Kaiserstabt stand bevor. Und da auch die sddeutschen Verbndeten sterreichs in den Gegenden am Main in mehreren Gefechten geschlagen worden waren, so erklrte sich sterreich zum Frieden bereit. So kam es zum Frieden von Prag (23. Rg. 1866). Der bisherige Deutsche Bund wurde fr aufgelst erklrt, sterreich schied aus Deutschland aus, erkannte den Bund der norddeutschen Staaten an, der von Preußen geschaffen werden sollte, und trat alle seine Rechte auf Schleswig - Holstein an Preußen ab. Ruch das Knigreich Hannover, das Kurfrstentum Hessen, das Herzogtum Nassau und die Freie Stadt Frankfurt am Main wurden dem preuischen Staate einverleibt.
5. Der Norddeutsche Bund 1867. Preußen grndete nun den Norddeutschen Bund 1867, dem alle Staaten nrdlich vom Main beitraten. So hatte König Wilhelm durch zwei glorreiche Kriege Norddeutschland zu einer einzigen Macht vereinigt. Die sddeutschen Staaten, Bayern, Wrttemberg, Baden und Hessen, erklrten sich bereit, im Falle eines auswrtigen Krieges ihre gesamte Wehrkraft unter den Oberbefehl des Knigs von Preußen zu stellen.
6. Oes Knigs Ratgeber. Diese groen (Erfolge verdankte König Wilhelm seiner eignen Weisheit und Festigkeit, dann aber auch dem Heibenmute seines Heeres und insbesondere drei ausgezeichneten Mnnern, dem Ministerprstbenten von Bismarck, dem Kriegsminister von Roon und dem General von Moltfte. hellmuth von Moltke aus parchim in Mecklenburg hatte den Kriegsplan entworfen, nach dem die preuischen Heere die sterreicher angegriffen hatten.
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Extrahierte Ortsnamen: Wien Wien Main Prag Deutschland Holstein Hannover Hessen Frankfurt_am_Main Main Norddeutschland Bayern Wrttemberg Baden Hessen Mecklenburg
82
Brandenburg - preuische Geschichte.
Ohne Zgern folgten ihm die Verbndeten. So kam es zur Vlker-schlacht bei Leipzig (16., 18. und 19. Oktober 1813).
Die Völker kamen der ganzen Welt
Und zogen gegen Franzosen aus,
Die Russen, die Schweden, die tapfern Preußen
Und die nach dem glorreichen sterreich heien,
Die zogen alle aus."
Drei Tage wurde gestritten, am heiesten bei dem Dorfe Mckern im Norden von Leipzig, wo Dork angriff, und bei P r o b st h e i d a. Napoleon unterlag und mute den Rckzug antreten.
Wem ward der Sieg in dem harten Streit?
Wem ward der Preis mit der Eisenhand?
Die Welschen hat Gott wie die Spreu zerstreut,
Die Welschen hat Gott verweht wie den Sand;
Viel Tausende decken den grnen Rasen,
Die brig geblieben, entflohen wie Hasen,
Napoleon mit."
Deutschland war frei, Napoleon fhrte sein zersprengtes Heer der den Rhein.
Beim Beginn des neuen Jahres 1814 folgten ihm die Verbndeten, allen voran Blcher, welcher in der Neujahrsnacht bei C a u b der den Rhein fetzte.
Vergeblich versuchte Napoleon Widerstand zu leisten, er wurde wieder-holentlich geschlagen. In dem Gefechte bei Bar-fur-Aube zeichnete sich der junge Prinz Wilhelm, der sptere deutsche Kaiser, durch seine Unerschrockenheit mitten im Kugelregen aus. Schon im Mrz standen die verbndeten Heere vor Paris, am 31. zogen die Monarchen an der Spitze ihrer siegreichen Truppen ein. Napoleon wurde durch sein eigenes Volk zur Absetzung gezwungen, ihm wurde die kleine Insel Elba (bei Italien) als Frstentum bergeben. Frankreich wurde wieder ein Knigreich, an dessen Spitze der Bruder des hingerichteten letzten Knigs trat, Ludwig Xviii.
Der Wiener foje Angelegenheiten der einzelnen europischen Staaten, welche
8 durch die napoleonischen Kriege arg zerrttet waren, grndlich zu ordnen, trat in Wien eine groe Versammlung von Vertretern sast aller Staaten zu-sammen, der Wiener Kongre (18141815). Nach den hier gefaten Beschlssen erhielt Preußen alle seine frheren Besitzungen wieder, also im Osten Preußen, Posen, Schlesien, Brandenburg, Pommern, Sachsen, zu dem der nrdliche Teil des Knigreichs Sachsen hinzukam, im Westen West-salen und dazu die Rheinprovinz. So hatte es fast den ganzen Norden Deutschlands in Besitz.
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Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
— 170 —
Umsonst war es, daß die Königin Luise dem Sieger mit edler Würde gegenübertrat, um mildere Bedingungen zu erlangen. Alles preußische Land westlich der Elbe gab Napoleon als Königreich Westfalen seinem Bruder Jerome. Dieser residierte auf Schloß Wilhelmshöhe und ward durch sein lasterhaftes Leben berüchtigt. Die polnischen Provinzen Preußens gab Napoleon dem Könige von Sachsen, welcher dem Rheinbünde beigetreten war, als Großherzogtum Warschau. Die Festung Danzig blieb in französischer Verwaltung und von Franzosen besetzt; es war ein starkes Bollwerk der französischen Herrschaft im Osten, mitten im preußischen Gebiet. D er K ö n i g von Preußen aber bewahrte im Unglück seine Würde und tratdemrhein-bunde nicht bei. Seine Unterthanen jenseit der Elbe entließ er mit den Worten: „Der Friede muß abgeschlossen werden. Der Vater scheidet von den Kindern. Euer Andenken kann keine Macht aus meinem Herzen vertilgen." Sein Wahlspruch war fortan: „Meine Zeit in Unruhe, meinehoffnung in Gott." Bis die ungeheuren Kriegskosten gezahlt waren, blieben 150000 Franzosen in den Provinzen Brandenburg, Pommern, Schlesien, Preußen, die dem Könige geblieben waren. Das arme Volk mußte sie unterhalten. Erst am Ende des folgenden Jahres zogen sie aus dem völligverarmtenlande.
m. Napoleons Weltherrschaftundpreutzenswiedergeburt.
1. Napoleons Weltherrschaft. — Ganz Deutschland gehorchte jetzt dem Machtgebote Napoleons. Überall hatte dieser seine Spione. Wehe dem, der es wagte, etwas wider ihn zu sprechen oder zu thun! Deutsche Krieger des Rheinbundes mußten helfen, für Napoleon die Welt zu erobern. Die Spanier verteidigten so wacker ihre Freiheit, daß Napoleons Macht (1808) sehr geschwächt wurde. Als Kaiser Franz von Österreich 1809 noch einmal versuchte, den gewaltigen Napoleon zu bezwingen, war Preußen noch zu schwach, ihm beizustehen. Bald erfocht Napoleon einen entscheidenden Sieg, und Kaiser Franz konnte nur mit großem Verlust den Frieden erlangen. Während dieses Kampfes hatten auch die Tiroler zu den Waffen gegriffen. Denn sie ertrugen es nicht, daß Napoleon ihr schönes Land dem österreichischen Kaiser, welchem sie in treuer Liebe anhingen, entrissen und dem Könige von Bayern gegeben hatte. Aber der fromme Landmann Andreas Hofer, ihr Führer, mußte mit feiner kleinen tapferen Schar der Übermacht erliegen. Zwei Monate lang verbarg er sich in einer einsamen Hütte im Gebirge. Da wurde er bei Nacht überfallen und in Ketten nach Mantua geschleppt. Mit ruhig festen Schritten ging er zum Richtplatze, drückte das Kreuz des Heilandes an seine Lippen und rief mit fester Stimme: „Gebt Feuer!“ Auch im Norden gab es wackere Herzen, die sich von ihrem Ingrimm gegen den fremden Unterdrücker fortreißen ließen, vorzeitig aus eigne Faust die Befreiung zu versuchen. Aber es mißlang. Zu ihnen gehörte der preußische Major von Schill (Arndt, das Lied vom Schill), welcher im Heldenkampfe zu Stralsund den Tod fand. Napoleon schien jetzt ganz unüberwindlich geworden zu sein. Sein Reich hatte einen ungeheuren Umfang gewonnen. Es zog sich an der Nordfeeküste hin bis Lübeck. Auch Italien war in feiner Hand. In Spanien herrschte fein Bruder. Die Fürsten des Rheinbundes gehorchten ihm. Preußen und Österreich waren so geschwächt, daß er sie leicht zwingen konnte.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleons_Weltherrschaftundpreutzenswiedergeburt Napoleons Napoleons Napoleons Napoleon Napoleons Franz_von_Österreich Franz Napoleon Napoleon Franz Franz Napoleon Andreas_Hofer Major_von_Schill_(Arndt Napoleon
153
der Italiener leicht und rasch ab. Wo wir schweigen, schwaht und lacht er;
wo wir seufzen und klagen, singt er; was uns schwer wird, unterläßt er.
Seine Arbeiten sallen ihm leicht. Ein Eselstreiber, welcher in der Sonnen-
hitze hungrig und durstig neben seinem beladenen Thiere zu Fuß geht, plau-
dert stundenlang mit dem Langohr. Die Magd säubert die Töpfe und ruft
ihnen zu: „Nun, Kinderchen, seht ihr wieder vernünftig aus; aber stehtauch
hübsch fest und fallt mir nicht; sonst brecht ihr Arme und Beine und die
Signora heißt mich bestia, und der Herr weist mich zum Haus hinaus."
Ein italienischer Straßenarbeiter ist fleißiger und genügsamer, als ein deutscher.
Polenta, ein mit Wasser bereiteter Brei von Welschkornmehl, den er mit
oder ohne Butter und Käse genießt, ist das tägliche Gericht, Maecaroni die
Lieblingsspeise der Lazzaronis in Neapel. Das Volk thut oft aus Schlau-
heit demüthig; aber nirgends gilt Stand oder Rang weniger, als in Italien.
Auch der Geringste benimmt sich, ohne frech zu sein, wie einer unseres
Gleichen. Ter Lazzaroni hält sich für eilten König und stellt Kaiser und
Pabst vor seinen Richterstuhl. „Der König ißt so viel Maecaroni, als er
will, und der Lazzaroni so viel, als er hat." So lebendig die Italiener
sind, so hoch schätzen sie die Erholung von der Arbeit, das dolce far niente;
sie ruhen aus, während ihr Geist sich mit Allerlei beschäftigt, ohne müde
zu werden. Ihre Sprache ist klar und bestimmt. Carneval, Opern, Schau-
spiele, Musik, das La Mora-Spiel bieten Erholung und Vergnügen. Leider
ist ihre Rachsucht und ihr aufbrausender Sinn oft Veranlassung zu Mord
und Raub. Ein gedungener Bandit hält sich für einen guten Christen, weil
er zur Kirche und Beichte geht und die Festtage streng einhält.
Seit den Ereignissen der letzten Jahre (1859 und 1860) ist die
Staatengruppe*) der apenninischen Halbinsel eine ganz andere geworden.
Die meisten Staaten sind zu einem gemeinsamen Königreiche Italien unter
Viktor Emanuel geeinigt, die Kronen von Neapel, Toskana, Parma und
Modena eingegangen, der Kirchenstaat ist auf ein sehr geringes Gebiet be-
schränkt, die Lombardei bis an den Mincio an Sardinien abgetreten, die
Republik Marino erhalten worden. 1866 ist endlich auch Venetien an
Italien abgetreten worden.
1. Das Königreich Italien.
(4710 Q.-M., 21,600,000 Einwohner.)
Sardinien erkaufte den Beistand Frankreichs gegen Oesterreich und den
Besitz der Lombardei durch die Abtretung von Nizza und Savoyen (1860).
Seit 1866 umfaßt es folgende Theile:
I. Das lombardifch-venetianftche Königreich (456 Q.-M., 2,446,000 E.).
Der fruchtbare Boden bietet Kastanien, Maulbeerbäume, Wein, Orangen,
Reis, Mandeln, Feigen, Obst, Melonen re. Bei dem großen Reichthum an
*) Früher gehörte Venetien dein Kaiser von Oesterreich; es bestanden daneben
folgende selbständige Staaten: 1) Königreich Sardinien; 2) das Herzogthum Parma ;
3) das Herzogthum Modena; 4) das Großherzogthum Toskana; 5) der Kirchen-
staat; 6) die Republik Marino; 7) das Königreich Neapel.
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Extrahierte Personennamen: Pabst Viktor_Emanuel Viktor Marino
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Iv. Die Revolutionszeit. 283
durchaus mit Sardinien vereint sein wollte; auch Florenz, Parnia, Modena, Bologna übergaben sich Bittor Erna-nnel (j. 1849 König von Sardinien). Vergeblich pro-testirte der Papst gegen die Beraubung des Kirchenstaats. Und nicht genug! Der verwegene Republikaner Garibaldi, der 1849 die Franzosen vor Rom geschlagen hatte, landete plötzlich 1860 in Sicilien, gewann die Insel, setzte nach Neapel über und wurde überall als Befreier empfangen. Damit er nicht allein Alles ausrichte, ließ Viktor Emauuel fein Heer in den Kirchenstaat einrücken, erdrückte die päpstliche Armee und besetzte Ancona. Darauf belagerte er Franz Ii., dem in Folge von Bestechung Alles abtrünnig wurde, in feiner letzten übrigen Festung Gaeta. Als diese siel, Febr. 1861, wurde das erste italienische Parlament nach Turin berufen, das 20. März Viktor Emannel zum König von Italien ausrief, aber auch dem Franzosenkaiser zum Dank für feine Hilfe Savoyen und Nizza abtrat. Umsonst protestirte dagegen Garibaldi, umsonst auch der Papst, der also trotz Napoleons Schutz kaum ein Viertheil des Kirchenstaats behielt. Selbst dieses letzte Viertel wollte ihm Garibaldi mit feinen Freischaaren abnehmen. Unter dem Ruf: Rom oder Tod! landeten sie im Süden der Halbinsel. Da aber verlegte ihm ans Napoleons Geheiß das italienische Heer den Weg, bei Aspromonte (Aug. 62) wurde er umzingelt, verwundet und gefangen. So blieb der Papst noch 8 Jahre läuger Herr in Rom, und Viktor Emanuel mußte sich vorerst mit Florenz, als der Hauptstadt seines neuen Reiches begnügen.
Mit dem I. 1859 wachte nun auch in Deutschland wieder das Nationalitätsstreben auf; man schämte sich halb, daß Italienern so leicht glückte, was soliden Deutschen mißglückt war. Auch die Polen sieugen an, zu rumoren. Alexander Ii., der 1861 gewagt hatte, 20 Mill. Leibeigene in Rußland für frei zu erklären, und auch sonst zu Reformen geneigt war, behandelte sie erst milde; als aber der Ausstand 1863 ausbrach, nicht durch
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Extrahierte Ortsnamen: Sardinien Modena Bologna Sardinien Sicilien Neapel Ancona Gaeta Turin Italien Nizza Rom Napoleons Rom Deutschland
Frankreich bis zur Errichtung des Kaiserthums. 483
22. Juli unter dem General Kalkreuth, wofür der französische
General Beauharnois, der Saumniß angeklagt, im folgenden
Jahre, den 23. Juli 1794, auf der Guillotine blutete. Von
Bafel bis Lille bildeten die Verbündeten eine Linie von 280,000
Streitern; von Norden her drohten Engländer und Hannoveraner;
am Fuße der Pyrenäen fochten die Spanier unter dem General
Ricardos mit Vortheil, durch Zögern aber ließen sie unwiederbring-
lich die Gelegenheit, in das Herz von Frankreich einzudringen, ent-
schlüpfen. Ein Aufgebot in Masse (levee en masse) rief
auf Barrere's Vorschlag 13 Armeecorps ins Daseyn, bestimmt die
Grenzen zu vertheidigen und den Aufruhr im Innern zu dam-
pfen. Der Schrecken trieb die junge Mannschaft zu den Waffen,
die Generale zu den äußersten Wagnissen. Houchard nötbigte
die Engländer unter dem Herzoge von Pork bei Hondschooten
zum Rückzuge, den 0. Sept., und besiegte die Holländer in einem
Treffen bei Menin den 15. Sept., wurde aber dessen ungeachtet
guillotinirt, den 20. Nov., weil er sich bei Cortryk von den Oest-
reichern hatte überwältigen lassen. Moreau, den Befehlen des
Eonvents gehorchend, griff den Herzog von Braunschweig bei Pir-
masens an, ward aber mit Verlust zurückgeschlagen, den 22. Sept.
Der General W u r m se r erstürmte die W e i ß e n b u r g e r Linien
den 13. Oct., Landau wurde eingefchlossen. Der Herzog von
Braunschweig erfocht im Verein mit dem sächsischen Contingenr
einen glänzenden Sieg bei Kaiserslautern, den 28., 29. und
30. Nov., über den General Hoche. Gleichwohl blieb die Frucht
des diesjährigen Feldzugs den Franzosen, denn Iourdan schlug
den Prinzen von Eoburg bei Wattigny den 15. und 10. Oct.;
Pichegrü mit Hoche vereint entriß den Preußen die errunge-
nen Vocthcile wieder; am 30. Dec. ging die östreichische Armee
bei Philippsburg über den Rhein, die Preußen zogen sich auf
Mainz zurück, der Herzog von Braunschweig aber legte den Oberbefehl
nieder. Mit gleichem Glücke ward der Wohlfahrtsausschuß der
innern Unruhen Meister. Toulon, das sich den Engländern
ergeben, ward durch die klugen Anstalten des Artilleriecomman-
danten Napoleon Bonaparte unter dem General Dugom-
ni i e r wieder genommen, den 19. Dec.; die Vendeer sahen sich
überwältigt, und schauderhafte Blutgerichte ergingen über die Städte
Lyon, Marseille und Nantes. Die Königin Maria Antoi-
nette starb den 16. Oct. auf der Guillotine und der verächtliche
Herzog von Orleans fand den Lohn seiner Thaten ebendaselbst
den 6. Nov. Robespierre und seine Genossen schalteten nach
Gutdünken über Leben und Vermögen; die Girondisten wur-
den durch die Guillotine hinweg gemäht; auch Danton's Haupt
und vieler andern seiner Gemeinschaft siel unter dem Mordmessec.
Ein Decret vom 24. Nov. 1793 verordnte die Einführung
ein-'s neuen Calenders in Frankreich, womanvon 1792, als dem
31 *
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Extrahierte Personennamen: General_Beauharnois Houchard Moreau Hoche Wattigny Hoche Napoleon Maria_Antoi- Maria
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Niedersachsen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
Nach der Schlacht bei Zttinöen kam zuerst das Cieb auf, das noch heute von Den Braunschweigern, wenn auch im Text etwas veränöert, mit Vorliebe gesungen wirö:
„Idir lustigen Braunschweiger,
Sein wir alle beisammen;
Ei so woll'n wir eins singen,
Die N)acht zu verbringen,
Grenaöier und Itlusmier. —
Lust'ge Braunschweiger, das sein wir !
Bruöer Schott und Bruöer Englischmann,
Rückt nur immer Öreifte mit heran!
Hannoveraner und Hessen,
Seiö auch nit vergessen,
Doch die allerersten für und für,
Lust'ge Braunschweiger, das fein wir!
Unser Herzog der heißt Feröinanö,
Ider zum Teufel tut ihm Gegenstanö?
Von der Aller zur Leine,
Von der Weser zum Rheine Alle Nacht ein neu Quartier —
Cuft’ge Braunschweiger, das sein wir!
Vor Zttinöen auf dem weiten plan,
Idas Franzosen wir öa halten sahn;
Alles weiß, blau und gelbe Von Röcken und Helme,
Zttit Kanonen und mit Kleingewehr.
Lust'ge Braunschweiger, das sein wir!
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158 §. 145. Der spanische Erbfolgekrieg.
bald der englische Herzog von Marlborough mit seinen Hollän-
dern und Deutschen die Oberhand über die Franzosen, und auch am
Mittelrhein mußten diese vor dem Markgrafen Ludwig von Baden
zurückweichen. Der Marschall. Villars rückte nun zwar nach Bayern
vor, während der.kurfürst in Tyrol eindrang; aber die Tyroler erhoben
sich für ihr Kaiserhaus unter Martin Sterzinger und zwangen ihn
zum Rückzug nach Bayern, wo sich bald darauf ein neues französisches
Heer unter Tallard einfand.
Doch nun vereinigten sich Engen und Marlborough und es kam 1704
zu der S ch l'a ch t bei H ö ch st ä d t und B l e n h e i m , in
welcher 20,000 Mann der französisch-bayrischen Armee erschlagen und
15,000 Franzosen mit Tallard, gefangen wurden. Die beiden Kurfürsten
flohen über den Rhein und wurden von Kaiser Joseph l., welcher
seinem Vater Leopold !. 1705 gefolgt war, in die Acht erklärt.
Da zu derselben Zeit auch Erzherzog Karl in Spanien einrückte,
Catalonien, Navarra, Aragonien und Valencia sich für ihn erklärten,
und Philipp ans Madrid weichen müßte, so machte Ludwig Vergleichs-
vorschläge, wurde aber abgewiesen.
Darauf ließ sich Villeroi 1700 in die Schlacht bei R a m i l l i e s
ein, und wurde von Marlborough völlig geschlagen, während Engen zu
gleicher Zeit durch seinen glänzenden Sieg bei Turin die Fran-
zosen aus der Lombardei vertrieb, worauf der Feldmarschall von Dann
1707 Neapel eroberte. Jndeß war das Jahr 1707 für Ludwig etwas
günstiger; doch Eugen und Marlborough vereinigten sich wieder und schlu-
gen den Marschall von Vendo ine 1708 bei Oudenarde so gänzlich,
daß alle von den Franzosen besetzten Plätze, selbst Lille, in die Hände
der Sieger fielen und Ludwig sich erbot, auf Spanien, Amerika, Mailand
und die Niederlande zu verzichten, ja selbst das Elsaß und Straßburg
dem deutschen Reiche zurückzngeben.
Weil aber die Verbündeten verlangten, er müsse seinen Enkel selbst
aus Spanien vertreiben, wollte Ludwig noch einen Versuch mit den
Waffen machen; doch Villars verlor auch die blutige Schlacht
bei M alplaquet (1709) gegen Eugen und Marlborough, so daß
der König bei der völligen Erschöpfung Frankreichs sich anheischig machte,
Hilfsgelder zur Vertreibung seines Enkels zu geben. Die Verbündeten
gaben unklugerweise nicht nach, und nun trat eine plötzliche Wendung
der Dinge ein, welche Ludwig rettete. Der Herzog von Marlborough
fiel in Ungnade und wurde abbernfen; Kaiser Joseph I. starb 1711
an den Blattern und nun wurde sein Bruder, Erzherzog Karl, als
Karl Vi. Kaiser. England und Holland wollten aber die spanische
und deutsche Krone nicht auf Einem Haupte vereinigt sehen, und
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Extrahierte Personennamen: Marlborough Ludwig_von_Baden Ludwig Martin_Sterzinger Marlborough Joseph_l. Leopold_! Leopold Karl Karl Philipp_ans_Madrid Philipp Ludwig_Vergleichs- Ludwig Marlborough Ludwig Ludwig Eugen Marlborough Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Eugen Marlborough Ludwig Ludwig Marlborough Karl Karl Karl_Vi Karl
Extrahierte Ortsnamen: Bayern Tyrol Bayern Rhein Spanien Navarra Aragonien Valencia Neapel Lille Spanien Amerika Mailand Niederlande Spanien Frankreichs Holland
366
1712 zu Utrecht eröffnet, und am 11. April 1713 wurde zu Utrecht
der Friede unterzeichnet. Philipp V. erhielt das Königreich
Spanien und dessen außereuropäische Besitzungen. Frankreich und
Spanien sollten nie unter einem Fürsten vereinigt werden. Frankreich
erkannte die protestantische Thronfolge in England an und trat an Eng-
land die Hudsonsbai, Neuschottland oder Akadien und Neufundland ab.
Savoien erhielt eine treffliche Barriere von Festungen gegen Frankreich
und die Insel Sicilien als ein Königreich. Die Holländer erhielten daß
Besatzungsrecht in einer Reihe von Festungen. Zwischen Holland, Eng-
land und Frankreich wurde ein Handelsvertrag geschloffen. Spanien
trat in einem besonderen Frieden an England die Festung Gibraltar und
die Insel Minorea ab.
Der Kaiser nahm den Frieden nicht an, sondern beschloß in Ver-
bindung mit dem deutschen Reiche den Krieg gegen Frankreich fort-
zusetzen. Die Reichstruppen kamen aber so sparsam und unregelmäßig
an, daß Eugen nichts ausrichten konnte. Der Marschall Villars ero-
berte Landau und brandschatzte die offenen Städte am Rhein, dann ging
er auch über den Rhein, nahm Freiburg ein und setzte auch auf dem
rechten Rheinufer seine Erpressungen fort. Deshalb sah der Kaiser sich
genöthigt, auf die angebotenen Friedensunterhandlungen einzugehen. Von
Villars und Eugen wurde zu Rastadt 1714 der Friede unterzeich,
net. Der Kaiser erhielt die spanischen Niederlande, Neapel,
Mailand, Sardinien, Mantua und die toskanischen See hä-
fen an der westlichen Küste. Frankreich gab alle seine Eroberungen am
Rheine, bis auf Landau, heraus. Die Kurfürsten von Baiern und Köln
wurden der Reichsacht entledigt und in alle ihre Länder und Würden
wieder eingesetzt. Mit dem deutschen Reiche schloß Frankreich zu Ba-
den im Aargau in demselben Jahre Frieden.
Ende Lud- Frankreich war erschöpft, Handel, Gewerbe und Ackerbau lagen
xiv. tzornieder, der Wohlstand war verschwunden, eine ungeheure Schulden-
last lastete auf den Staatskassen. Auch in seiner Familie traf Lud-
wig Xiv. großes Unglück. Sein Sohn, der Dauphin Ludwig, starb
1711, dessen Sohn, der Herzog von Bourgogne, und dessen lie-
benswürdige Gemahlin und ihr ältester Prinz, der Herzog von Bre-
tagne, starben 1712. Ein zweiter Enkel Ludwigs, Philipp V., saß
auf dem spanischen Thron, und ein dritter Enkel, der Herzog Karl von
Berry, starb 1714. Ludwigs Urenkel, der nachherige Ludwig Xv.,
war noch ein Kind. Das Leben des alten Königs bewegte sich in dem
gewohnten Kreise und der fest bestimmten Ordnung, alles drehte sich um
die Person des Königs. Durch sein Testament setzte Ludwig Xiv. einen
Regentschaftsrath ein und beschränkte die Macht des Herzogs von Or-
leans, der während der Minderjährigkeit Ludwigs Xv. zur Regentschaft
berechtigt war. Ludwig Xiv. starb am 10. September 1715, we-
nige Tage vor Vollendung seines 77. Jahres. Das Volk jubelte bei
der Nachricht von seinem Tode und verfolgte den Leichenzug nach St.
Denis mit pöbelhaftem Muthwillen.
^Regentschaft' Ludwig Xv. (1715 —1774) war bei dem Tode seines Urgroß.
»an Dueans^ Vaters erst fünf Jahre alt, und während seiner Minderjährigkeit gebührte
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Extrahierte Personennamen: Philipp_V. Philipp_V. Eugen Eugen Eugen Ludwig Ludwig Ludwigs Ludwigs Philipp_V. Philipp_V. Karl_von
Berry Karl Ludwigs_Urenkel Ludwigs Ludwig_Xv. Ludwig_Xv. Ludwig_Xiv Ludwig Ludwigs_Xv. Ludwigs Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xv.
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